
Dieser schnieke Herr wird heute 20! Alles Gute mein liebster Falk, jetzt bist du also offiziell ein Twen und in einem Jahr bist du offiziell ein Erwachsener! ;)
Lass krachen, dear!
Es ist viertel vor neun am Morgen, ich wache von einem lauten, unangenehmen, in die Ohren kriechenden Geräusch auf. Ich denke mir - „was, Feueralarm-Überprüfung am Sonntag Morgen?“ und warte ein paar Sekunden ab – es hört nicht auf. Toll, also aus dem Bett gewurstelt, in Hose und Pullover geschlüpft, Schuhe gesucht und angezogen, Jacke geschnappt. Treppe runter. Ana steht vor dem Firepanel und stellt es auf MUTE (lautlos) und geht durchs Haus gucken, was das Problem ist. Es sind drei Minuten vergangen, als sie wieder aus dem Keller auftaucht und ich sie frage, was nun los ist. Sie meint, sie muss jetzt die Zimmer checken gehen. Ich gehe ganz schnell aufs Klo, ein bisschen ratlos ob der Tatsache, dass man, wie sonst auch in London, im Notfall anscheinend von tuten und blasen keine Ahnung hat. Ich gehe in mein Zimmer zurück, um den Laptop vom Stromkreis zu trennen und schaue auf die Straße. Oder besser gesagt, auf die gegenüberliegende Straßenseite. Laut den kleinen Infotafeln über Feuer, die im Treppenhaus hängen, heißt es nämlich, dass man, wenn der Feueralarm losgeht,
a) auf schnellstem Wege das Haus verlassen soll
b) beim Hinausgehen einen von den roten Notfallknöpfchen drücken soll (die Kästchen da)
c) sich auf dem Fußweg der gegenüberliegenden Straßenseite versammeln soll
d) dann die Feuerwehr auf 999 anrufen soll
e) das Haus nicht wieder betreten darf, bis es von der Feuerwehr freigegeben worden ist
Da stellt man sich die Frage, was nun passiert, wenn wirklich mal hier ein Feuer ausbricht. Ich stehe seit zwanzig Sekunden am Fenster und höre auf einmal jemanden mit einem anderen, in Maintenance-Uniform der Firma (also sowas wie Hausmeister) laut reden. Ich bekomme Fetzchen wie „Teppich“ „Scheiße“ „Rauchmelder“ und „Was soll ich da jetzt machen?“ mit und entschließe mich wieder dafür, in Richtung Firepanel zu gehen. Wenn es tatsächlich ein Problem gibt, wird der Feueralarm-Sound wieder angestellt, um alle im Haus zu informieren. Ich sitze auf der Treppe und glotze vor mich hin. Da kommt jemand die Treppe von der Küche hoch und, weil mir die Situation zu unangenehm ist, sage ich „Hello“ und er fragt mich „How are you? Hope you're allright“ (Wie geht’s dir? Hoffe dir geht’s gut“) - ich erkenne seine Stimme wieder. Er ist der Typ, der vorhin mit dem Maintenance-Menschen argumentiert hat. Er verzieht sich mit einem „Fucking Hell“ durch den Korridor in den anderen Teil des Hauses. Ich gehe in den Keller, um zu sehen, ob die Waschmaschine frei ist. Natürlich ist sie frei, ich komme mir allerdings doch irgendwie reichlich bescheuert vor, gerade ausgerechnet JETZT mit meiner Wäsche in den Keller zu gehen, in aller Seelenruhe die Waschmaschine anzumachen und wieder hoch zu gehen. Ich gehe von der Waschküche in Richtung Küche und sehe nach Ana. Einer anderer Maintenance-Mensch, den ich vom Hotel kenne, ein sehr netter, kommt mit seiner schweren Tasche durch den Kellereingang. Ich frage Ana wieder „Was ist los?“ und sie brabbelt etwas, das nach „Flooding“ klingt, aber Wasser und Rauchmelder? Da passt etwas nicht zusammen. „Tu mir nen Gefallen, schließ bitte die Tür im Keller“ - ich gehe also in die Küche und schließe die Tür und komme mir irgendwie reichlich bescheuert vor. Fünfzehn Minuten sind vergangen. Wäre wirklich ein Feuer, würde bei diesen absolut un-feuerfesten Pappwänden schon längst eine gesamte Etage in Flammen stehen. Ich gehe wieder in mein Zimmer und muss anfangen zu lachen. Ich setze mich vor meinen Laptop und schaue, ob ich ein W-Lan-Signal empfange. Im Hintergrund läuft „What now my Love?“ von Frank Sinatra. Ich muss einen anderen Song anmachen. Ich bin unentschlossen zwischen: This Fire (Franz Ferdinand), Set Yourself on Fire (Stars), Ring of Fire (Johnny Cash), Fire with Fire (The Gossip), Wheels on Fire (The Magic Numbers), Set Fire to the Third Bar (Snow Patrol), Dig for Fire (Pixies), All Fired Up (Interpol) und Wake Up (Arcade Fire) - ich nehme Franz Ferdinand. Ich mache mir Gedanken darüber, was ich auf meinem Weg in die Freiheit bei einem echten Notfall mitnehme und komme zu folgendem Schluss: Portemonnaie, Jacke, Laptop, Mitarbeiterausweis, Handy (inklusive beider SIM-Karten). Mit fällt weiterhin ein: schlafe niemals nackt, zumindest nicht in London. Da steht eher das Haus in Flammen, als dass man angezogen ist. Vierzig Minuten sind vergangen. Keiner auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Ich war anscheinend die einzige, die, außer Ana und dem Typen, der das Problem da hatte, tatsächlich aufgestanden ist. Na ja was soll's, ich muss dann eh um elf arbeiten gehen.
Ich habe mir Sunset Boulevard angesehen, einen Schwarz- Weiß- Film, der mit zu den Klassikern der Filmgeschichte gehört. Eigentlich hatte ich solche Filme als langweilig abgestempelt, ich kann mich nämlich immer noch daran erinnern, wie ich mit meinen Eltern auf der Couch in Dresden-Nickern/Prohlis saß und mir eben jene Filme angesehen habe. Aber wahrscheinlich war das doch ein Western (ist nicht so meins). Jedenfalls ist der Film großartig, war auch für einige Oscars nominiert soweit ich das weiß, aber ALL ABOUT EVE hat die abgesahnt (den Film werde ich mir morgen ansehen).
Also ich bin ja immer noch in einem WIR SIND HELDEN Modus und ich stelle jetzt fest, dass Fotos anschauen, nachdenken und „Echolot“ hören sehr traurig ist. Mit anderen Worten: ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen oder aber: ich bin gerade in der richtigen Stimmung fürs Schreiben, aber eigentlich muss ich ins Bett, weil es schon halb zwei ist und ich morgen um 11 auf Arbeit sein muss. Nun ja, bei Echolot stand ich ja beim Konzert auch schon in Tränen. Ich werde Merica so vermissen, wenn sie nicht mehr da ist; sie geht am 5. November, das ist nicht mehr lange hin und viel zusammen machen können wir scheinbar auch nicht viel, da wir beide bis zum Get No arbeiten. Bei uns im Bedford ist es zur Zeit schon ziemlich stressig, zumal wir wirklich unterbesetzt sind (ja, auch wir können unterbesetzt sein...) und wenn Merica geht, wird’s noch schlimmer und wir haben immer noch keinen neuen Trainee, weil die jetzt ganz besonders vorsichtig sind nach Michael und Kerrie, die, ich bin ehrlich, beide irgendwie sehr einen an der Klatsche hatten, in einem traurigen Sinne.
Merica wird mir wirklich sehr fehlen. Ich hatte das bisher noch nie, dass ich eine Freundin hatte, die auch mal so bei mir vorbei gekommen ist oder mich gefragt hat ob ich mal rüberkommen will einfach zum da sitzen und quatschen und nichts machen. Ich hatte auch noch nie eine Freundin, mit der ich mal einen Mädelabend machen konnte; zumeist hatte ich da immer im Hinterkopf „Du musst dann und dann wieder nach Hause fahren“, „Du wohnst zu weit weg von den anderen“, „Die anderen haben keine Zeit“. Oder dass man mich einfach so mal zu einem Spaziergang mitgenommen hat. Mein Gott, was habe ich alles verpasst, aber ich habe sowas eben noch nie gekannt, was es mir umso schwerer machen wird, mich in Kleinnaundorf nicht als Außenseiterin zu fühlen. Wenn man so weit „außen“ wohnt, muss man einen Anlass geben, damit die Menschen zu einem kommen. Ich hasse es, wenn man das machen muss, weil man dann das Gefühl hat, ein Umstand zu sein. Mich hat Mericas Besuch bevor sie zu einem Jobinterview nach Schweden geflogen ist, um mir zu sagen „I will miss you when I'm moving back to Sweden“ ebenso gerührt wie der Abschied von meiner Schwester am Flughafen in Berlin, dass sie nach der Arbeit extra nochmal zum Flughafen gefahren ist, um mir „Bis bald“ zu sagen, obwohl sie todmüde war.
Nun ja, genug der Melancholie. Ich sollte mich ans Schreiben machen oder ins Bett gehen. Ich glaube ich wähle erstmal das zweite. Oder auch nicht.
xoxo.
Gestern war ich mit Merica im BFI IMAX, einem 3D-Kino mit der größten Leinwand in Großbritannien – will heißen: das Ding war riesig, vielleicht zwanzig Meter hoch. Wir haben „Harry Potter and the Order of the Phoenix“ geguckt und als des dann in 3D war, gabs vorher eine Aufforderung, die ausgeteilten 3D-Brillen aufzusetzen – natürlich saß ich zu Anfang des Films ne halbe Stunde komplett mit der Brille da, obwohl ich mir dachte „Hmm... irgendwas ist aber ganz schön 2D hier“. Der Film war schon gut, aber eigentlich nicht wirklich 12Pfund wert (>,<)'
So andre tolle Menschen haben eine neue Single: nämlich die Los Campesinos!, eine meiner neueren Lieblingsbands mit Leuten, die wunderbar und auch so nett sind, wie man es sich vorstellt. Ich hoffe, ich kann zusammen mit Merica oder alleine oder wie auch immer zu ihrem Konzert im ULU am 23. Oktober gehen *fingers crossed* Jedenfalls heißt die neue Single „International Tweexcore Underground“ ist einfach mal nur zu lieben. Kann mir bitte jemand sagen, ob ich in meiner Vermutung, dass der tolle Gitarrist mit Brille/rotem Shirt eine Cyclone (oder Ähnliches (Mustang/Jaguar)) spielt, richtig liege? o_O Die kommt mir so Penny Lane-artig bekannt vor.
Heute abend geht’s dann auch zum Wir sind Helden Konzert, da freu ich mich schon sehr sehr sehr drauf, ich glaube ich kann mich auf eine Ansammlung von Deutschen vorbereiten. Ich versuche ja immer noch Daniel (del Llano, Porter) zu überreden, mitzukommen. Merica ist ja heute Morgen nach Schweden geflogen für ein Jobinterview in einem Skiresort in Are (wir aber eigentlich mit einem ° über dem A), in dem sie zu gerne im Winter anfangen würde. Und ihr offizieller letzter Tag ist am 5. November ;__; Den Tag darauf fliegt sie mit einem Freund zurück, der bis dahin nach London kommt.
Damit dieser Eintrag nun komplett ein Los Campesinos!-Eintrag wird, hier nun ein Live Video von einem ihrer Auftritte in NYC (verdammt, die waren schon in New York? oO), um genau zu sein von ihrem Song „You! Me! Dancing“. Wenn ich das sehe, möchte ich entweder tanzen oder Gitarrist sein. Der tolle Gitarrist (diesmal in blau) erinnert mich irgendwie totaaaal an Falk!
Ich habe mich auch wieder dem Schreiben zugewendet und langsam habe ich auch eine Idee, wie ich meine neue Sammlung aussehen lassen will. Mal sehen, wann ich das alles fertig bekomme.
Liebste Grüße
Anke