If everyone became this sensitive, perhaps I wouldn't be so sensitive// People in love lie around and get fat Mir ist vorhin aufgefallen, dass es nur noch etwas weniger als vier Wochen sind, bis Merica nach Schweden zurückgeht. Und ja, sie hat den Job in Are bekommen, eigentlich habe ich das schon gewusst, seitdem sie wieder da ist, weil Isabel (meine Chefin) mir das gesagt hat, aber ich habe mir gedacht, es wäre besser, wenn sie es selber erfährt (und ich hätte ansonsten auch ganz schön was verkackt, wenn sie ihn dann doch nicht bekommen hätte). Nun denn, sie hat den Job, sie hat das, was sie sich gewünscht hat und sie kann weiterziehen. Merica ist manchmal irgendwie rastlos, als würde sie nach etwas suchen, das ihr niemand in ihrem Heimatort geben kann; sie sagt zwar immer, dass sie es ein wenig vermurkst hat mit einigen Leuten in Skövde (ja, ich kann das aussprechen, zwar wie ein „Bauer ausm Norden“ (Zitat Merica), aber immerhin) und es sie dementsprechend auch nicht mehr nach Hause zieht. Sie hasst ihre Stiefschwester, die anscheinend die ganze Zeit versucht, so zu sein wie sie und die sich bei ihrer jüngeren Schwester einzuschmeicheln versucht. Bei Merica ist das auch eine sehr lange und traurige Geschichte, vor allem ihre Kindheit und ihre Jugend waren (das heißt nicht, dass ihre Jugend vorbei ist, nur eben dieses traurige Kapitel) nicht gerade Zuckerschlecken. Ich weiß nicht, vielleicht sind da einige Elemente, die uns verbinden, denn wir haben vom Wesen her nicht so viel gemeinsam wie vielleicht einige meiner besten Freunde in Dresden. Sie sagt mir ständig ich bin zu freundlich und zu nett und dass so mancher das höchstwahrscheinlich auch ausnutzen wird, wenn ich nicht aufpasse. Sie hat ja Recht, aber sowas will man sich eigentlich nicht eingestehen – und sie sagt mir auch ständig, dass ich doch eigentlich Glück habe, dass ich so viele Dinge noch zu erfahren habe. Es tut nicht weh, naiv zu sein, wenn man jung ist. Merica ist 20. Ich finde es sehr traurig, dass sie geht (wie ich hier bestimmt schon zum zweihundertsten Mal schreibe), deswegen hoffe ich mal sehr, dass wir den Kontakt halten können (mindestens online – wir beide sind ja auch auf fast jeder Online-Plattform (MySpace, Facebook, StudiVZ, ...) und ich stelle mir das auch sehr lustig vor, wenn sie Dresden auf den Kopf stellen sollte – das wäre schon zu lustig.
Ich hatte eigentlich einen Plan für Silvester, für die Zeit, die ich zu Hause bin. Der Plan war, meine Sammlung in London fertig zu machen und dann alles andere in Dresden zu machen (kopieren etc pp), aber man rechnet ja natürlich nicht mehr damit, dass die Kopierläden und Druckereien geschlossen haben vom 22.12. bis zum 3.1. - ich dachte mir dann nur am Ende, wie toll ich mir das hier alles wieder ausgedacht habe. Nun ja, das heißt, dass ich noch ein wenig mehr Zeit habe, um ein paar neue Texte zu schreiben, wer weiß, was so durch meinen Kopf geht im nächsten halben Jahr. Ach ja, ich pack es übrigens immer noch nicht, dass ich wieder schreiben kann. Und dass Menschen gefällt, was ich schreibe, dass es rührt. Das war eigentlich der Grund, wegen dem ich überhaupt meine Texte anderen Menschen zeige (und in dem Sinne veröffentliche) – es muss wie mit einem Song sein: wer weiß wie Menschen auf ein Lied reagieren, dass ihnen gefällt, weiß wie man es sich vorstellen muss, wie Menschen auf Lyrik/Prosa reagieren (obwohl Musik – um es mal zuzugeben – ein erheblich größeres Publikum hat als das, was ich fabriziere). Es geht mir eigentlich eher weniger darum, gepriesen zu werden (keiner kann verleugnen, dass das Balsam auf der Seele ist, aber ich bin jetzt kein Aufmerksamkeitsjunkie – war ich noch nie), sondern darum, dass das, was man schreibt, die Nachricht, die man mitteilen will, die Emotion, die man darstellen will, ankommt, etwas bedeutet.
Ich fass es nicht, am Freitag ist schon wieder PayDay. Ich bekomme diesmal ein wenig mehr Geld, weil ich eine Extraschicht gearbeitet habe (sonst könnten wir den Schichtplan auch nicht aufrechterhalten). Soweit ich weiß kommt bald ein neuer Trainee (endlich), eine 27-jährige aus Mexico, ich weiß aber noch nicht genau, wann sie anfangen kann. Ich hoffe nur, dass das bald ist, denn je eher sie das System beherrscht und die Gängigkeiten bei uns in der Firma, desto besser und desto eher kann sie selber dann auch (unter Beobachtung, aber doch irgendwie selbständig) am Desk arbeiten. Ich bin nur mal gespannt, ob sie mir eventuell komisch gegenüber sein könnte, weil ich zwar sehr viel jünger bin als sie, aber in der Rangfolge doch über ihr stehe. Aber erstmal schauen, wie das alles wird, bevor ich schon anfange herumzumeckern. Aber jetzt mal allgemein gesagt: ich habe wirklich das Gefühl, dass mein Gehirn, mein IQ, mein Intellekt hier unter der Arbeit leidet – ich bin ehrlich: es gibt hier nicht wirklich Herausforderungen, die meinen Intellekt ansprechen, es ist grundsätzlich Organisation, Kassieren und das Umgehen mit Gästen. Das System ist dabei eigentlich zweitrangig. Wenn man mal die Basics verstanden hat, ist das gar nicht so schwer (das blöde bei uns ist eben nur, dass man den Seniors manchmal gewisse Dinge aus der Nase ziehen muss – für sie ist es ja logischerweise selbstverständlich, aber für uns „minis“ ist es nunmal neu). Und wenn ich mir manche (wenige) Gäste ansehe, frage ich mich auch, wo die ihre Manieren gelernt haben. Mir ist klar, dass Empfangsdamen/Receptionists alles abbekommen, weil sie quasi das Gesicht des Hotels nach außen sind, aber das heißt noch lange nicht, dass wir da für alles verantwortlich sind, was passiert. Wenn die Zimmermädchen Mist bauen, haben wir das ja auch angeordnet, klar (obwohl das ne andere Abteilung ist, aber das ist ja mal zweitrangig) – alles was wir dann machen können, ist, das an den Housekeeper weiterzuleiten, von da an haben wir unseren Job getan. Manche Gäste werden auch extremst ausfällig. Das Hotel, in dem ich arbeite, ist ein drei-Sterne-Hotel, ABER: in Großbritannien, auch besonders in London gilt ein anderer Standard (zwar auf Grundlage der vorgegebenen Richtlinien), aber manche Menschen erwarten, dass sie für einen relativ günstigen Preis ein Luxuszimmer bekommen. Da gibt es nur folgende Probleme, die England oftmals generell betreffen: keine Klimaanlage im Zimmer (wir sind nicht in den USA oder den Tropen), keine schalldichten oder wärmegedämmten Fenster (oftmals nur einfach verglast – traurig, ist aber so), Wände aus Pappe (WBS 70 ist da Luxus), kleine Zimmer (Platz = Geld in London), komische Badezimmer, die zumindest einem Deutschen nicht gefallen dürften (traurig, ist aber auch so), sehr kalkhaltiges Wasser und fettiges Essen (man denke nur an Wurst zum Frühstück – eklig); es gibt unter Garantie noch viele andere Dinge, die man aufzählen kann, die man zum Beispiel in einem Hotel in Dresden/Deutschland nicht vorfinden würde, aber das ist noch lange kein Grund, mich aufs übelste zu Beschimpfen. Wenn ich in ein anderes Land fahre erkundige ich mich über die örtlichen „Verhältnisse“ und Kultur und ziehe nicht einfach nur über ein einzelnes Hotel ab. Die Rezensionen, die man über unser Hotel im Internet findet, unterscheiden sich wie Tag und Nacht. Letztendlich (was das Hotel an sich abgesehen von Reservierungen betrifft): ich bin dafür verantwortlich, dass den Gästen jeder Wunsch erfüllt wird, dass sie reibungslos an- und abreisen können, dass sie ihre Schlüssel bekommen, ihre Sachen in unserem Safe an der Rezeption lassen können und sich – zumindest von der Atmosphäre her – in unserem Hotel wohlfühlen können, weil sie jemand mit einem Lächeln empfängt. Und wer mir da unterstellt, ich wäre unhöflich, ruppig und damit untragbar, kennt mich nicht, hat auf Arbeit nichts mit mir zu tun gehabt und interpretiert Mist in meine Höflichkeit hinein. Alle, die mit mir zu tun hatten, wissen, dass ich ein sehr höflicher Mensch bin, ich entschuldige mich sogar für Fehler, die die GÄSTE gemacht haben und nicht ich, ich lächle jeden an, begrüße jeden mit einem guten Morgen und so weiter und so fort, sodass mir mal ein Brite gesagt hat, dass ich freundlicher bin als so mancher Brite selbst und das will schon was heißen. Und ich habe festgestellt, dass das allgemeine Klischee über Deutsche im Ausland leider bestätigt werden muss – es gibt nicht wirklich viele Deutsche, die wirklich freundlich sind, viele sind ruppig und glauben, der deutsche Standard hat in allen Hotels der Welt vorzuherrschen - wäre mal schön, wenn sich so mancher Deutsche daran gewöhnen könnte. Denn die, die sich beschweren, sind auch die, die ihre Verwandten, die in England leben, vorwerfen in was für ärmlichen Verhältnissen sie doch leben, sie deswegen auslachen, aber auf der anderen Seite nichts dagegen haben, kostenlos in London leben zu können. Schämen sollten die sich, diese überheblichen Exemplare deutscher Herkunft, die all die netten, freundlichen, liebenswerten Deutschen in den Dreck ziehen. Denn dank diesen Menschen gibt es erst das Bild des ungenügsamen Deutschen im Ausland (und das nervt, denn wenn man zu Beginn sagt, man ist Deutscher, weht einem oftmals ein eiskalter Wind entgegen). Ich nehme mal an, dass das bestimmt jeden mal so geht, dass man sich für seine Landsleute schämt, aber letztens, als ich in der Mitte der Nacht von Merica nach Hause gegangen bin, habe ich mich extremst geschämt, Deutsche zu sein: da sind fünf Deutsche durch die Straße Londons gezogen und haben Nazi-Lieder gesungen. Ich bin fast ausgerastet.
Ich muss bald mal anfangen, Pakete nach Hause zu schicken: wenn ich das nicht mache, komme ich aber garantiert mit zehn Tonnen Übergepäck zum Flughafen und dann nehmen die mich nich mit oder ich zahl mich dumm und dämlich und dann ist mein erspartes Geld quasi totalamente im Eimer. Aber da sind doch so viele Sachen, die ich mir davon leisten will: Gitarre, Gitarrenunterricht, Verstärker und noch so andere Dinge x3 ... ich stelle mir nur die Frage, wie ich das dann mit dem Konto machen kann. Wie ich nämlich festgestellt habe, kann ich jetzt nicht mehr die Bank wechseln, bevor ich nicht den BA Flug zu Silvester gemacht habe, da ich die Karte vorlegen muss, mit der ich fliege. Allgemein bin ich ja schonmal gespannt, ob die rumzicken, weil ich meinen Nachnamen anders als auf meinem Personalausweis geschrieben habe – auf meiner Kontokarte ist das halt GRUNOW geschrieben und die akzeptieren das nicht, wenn ich GRÜNOW als Passagiername eingebe, also habe ich das in das umgewandelt, was hoffentlich kein Problem ist – ich kann ja immer sagen, dass ich das mit einem englischen PC geschrieben habe (was heißt, dass die da eh kein ü haben, also...). Ja, ich weiß, ich habe vielleicht Probleme ;-) Aber darüber muss man sich ja auch mal Gedanken machen, nicht, dass ich dann am Ende nicht fliegen kann (ich glaub da würd ich nen Nervenzusammenbruch kriegen). Ich muss auch irgendwann mal das Ticket ausdrucken, das die mir per Mail geschickt haben (und ich bin auch sehr froh, dass ich das nich verkackt habe und dann die 99.30GBP zwei Mal abgezogen wurden – phew) – ich lande dann – glaub ich 17.50 Uhr in Dresden am 28. Dezember und ich hoffe, dass zumindest mein Vater dasteht, um mich abzuholen, denn ihn vermisse ich doch schon sehr.