Sonntag, 3. August 2008

And if I told you that I loved you, you maybe think there's something wrong



Ich bin mittlerweile bei Sting angekommen. Und wieder bei Andrew Bird. Ein Nach-Hause-Kommen ist das.
Habe jetzt beinahe alle meine Schubladen ausgeräumt und frage mich, wie ich die Bücher jemals nach Hause kriegen soll. Und ob das nicht doch mehr als 30kg werden (ich schicke einen Koffer voraus). Ach du Schreck. Das heißt dann auch erstmal ausmisten zu Hause. Whee. Sonst habe ich keinen Platz mehr.

Übrigens habe ich wieder angefangen, mich in gute Filme zu verlieben: auf 3Sat war zur Feier der Olympischen (Sommer-)Spiele in Beijing eine Reihe von Filmen junger chinesischer Regisseure unter dem Credo "China Privat". Der erste Film aus der Reihe, den ich gesehen habe, heißt "Liebeswunden" (Love Teeth) und hat eine köstliche Eingangsszene, bevor der Titel erscheint. Eine Frau sitzt beim Zahnarzt. Man hört die Bohrer und sieht all die unangenehmen Gerätschaften. Der Arzt sagt "es kann etwas wehtun, seien Sie tapfer".
In der Nacht zu Montag kommt "Evil - Das Böse" auf Kabel1. Ich hab ihn auf DVD - wunderbarst!

Was mir noch eingefallen ist von gestern. Fast jeder, der hier nur für ein halbes Jahr war, sagt mir, dass es ja für mich noch schwerer sein muss. Kennt ihr das Gefühl, wenn man irgendwo ankommt und man weiß, dass das Heimat ist? Dieser Ort, nachdem man normalerweise Ewigkeiten sucht und den viele Menschen als den Ort kennen, der ihr Geburtsort ist? Oder der Ort, in dem sie aufgewachsen sind? Man hat mich hier so herzlich aufgenommen, dass ich weiß, dass hier immer ein Stückchen Familie auf mich warten wird. Gestern, als Adriana und Edith wissen wollten, was mit mir los war, hätte ich das ja schlecht sagen können. Und als wir vorm Food City standen, standen mir auch fast die Tränen in den Augen. Und dann durchbohrt das Gefühl der dritten Geige wieder das Herz. Oder etwas, was nah daran liegt. Vielleicht das Schattenherz (ihr kennt doch vielleicht den Film Kagemusha von Akira Kurosawa?).
Nun denn, mein richtiges Herz blutet aber auch schon, wenn ich daran denke, in zwei Wochen zu Hause zu sitzen. Sollte man sich normalerweise nicht freuen? Letzte Woche hatte ich richtige Sehnsucht nach einem Spaziergang zu meiner Lieblingswiese (bei unserem Haus) und nach einer Zugfahrt. Heute ist das irgendwie anders. Klar, ich freue mich schon irgendwo, wieder zurückzukommen, aber nicht in dem Maße, wie ich es eigentlich sollte, wie ich dazu verpflichtet sein müsste. Sobald ich das Gefühl habe, jemandem nahe zu kommen, ist da etwas, was mich dazu bringt, wieder auf Abstand zu gehen. Wenn ich das Gefühl habe, mich in jemanden verliebt zu haben oder gerade den Prozess des Verliebens durchlaufe, passiert irgendetwas. Oder irgendetwas war schon von vornherein geplant, dass diesen Prozess scheinbar sinnlos macht. Sinnlos? Nichts ist sinnlos, was selbst "verursachte" Gefühle angeht. Ich glaube zumindest nicht daran, dass es sinnlos ist, sich in jemanden zu verlieben oder ihn oder sie geliebt zu haben. Wenn ich mir heute ansehe, wie ich mit Menschen umgehe, die ich mal geliebt habe, dann ist da dieses spezielle Band, vor allem, wenn sie von den früheren Gefühlen wissen. Und - muss man ja auch zugeben - diese Menschen werden sowieso immer ein Stückchen meines Herzens für sich beanspruchen können. Oder kann man Menschen vergessen, die man liebt? Das Bild, das man von ihren Gesichtern hat, verblasst vielleicht mit der Zeit ein wenig (und ich habe auch Angst davor, dass ich sein Gesicht vergesse, zumal ich es noch nicht so lange kenne), aber diese kleinen Gefühle bleiben doch. Die ganz banalen Sachen bleiben in Erinnerung.

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